Ein beachtliches Debüt einer noch unverbrauchten Band, die hoffentlich die mageren Jahre überstehen wird, ohne an ihrer kreativen Seele Schaden zu nehmen.
Mercer U.S.A. sind eine komische Combo. Jeder Song klingt nach einer anderen Band, und man meint auch immer, den Namen einer anderen Band auf der Zunge liegen zu haben, aber man kann den Geschmack nie so recht zuordnen. Sicher, Get Right Faced möchte man aufgrund des Gesangs niemandem guten Gewissens nahelegen, der bei Rush oder Pavlos Dog sofort die Krätze bekommt, aber eigentlich hat der Song mit beidem herzlich wenig zu tun. Youve Lost Control Of Your Mind wird selbstverständlich Freunde von Weezer und anderen College-Schülern gefallen, aber nur denen? Nein, es rockt genau so herzerfrischend und völkerverbindend wie das darauf folgende At Joiners, bei dem man unweigerlich in den Katalogen von Touch&Go und SST nach Vergleichen sucht. Gitarrist und Bassist Volker Freitag nennt als prägende Einflüsse u.a. die Albernheit von Archers Of Loaf, der Gesang von The Fall, die seltsamen Texte von Polvo, das Schlagzeug von Keith Moon. Mag alles sein, spätestens beim fünften Stück Students gibt man die Recherche im Oberstübchen ohnehin auf, lässt sich vom eloquenten Songwriting unterhalten und akzeptiert einfach, dass das Debütalbum dieser Band, die zur einen Hälfte aus Köln, Nordrhein-Westfalen, und zur anderen aus Athens, Georgia, stammt, groß ist und ein ganz persönliches Gesicht hat. Nur hat die Welt halt vorher schon ähnliche gesehen. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass Mercer U.S.A. vom musikalischen Kaliber her irgendwann den Verlust von Jesus Lizard vergessen lassen können (was aus meiner Feder ein megafettes Kompliment ist), und mindestens genau so wenig kommerzielle Wertschätzung werden sie auf ihrem Weg dorthin erfahren. An mir solls nicht gelegen haben.