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    Maribel
    Reveries

    VÖ: 10.02.2012 | Label: Splendour/Soulfood
    Text: Maik Maerten
    Maribel - Reveries

    Wenn die Gitarrenwände vor lauter Effekten Risse bekommen, durch die zuckersüße Melodien sickern, dann ist Shoegaze-Zeit.

    Die Norweger Maribel legen von allem noch mal eine zusätzliche Schippe drauf und treffen damit auf ihrem zweiten Album genau ins Schwarze. Im Prinzip ist „Reveries“ einfach eine sehr konsequente Shoegaze-Platte. Rein instrumental würden manche der Songs glatt als skizzenhafte Drone-Versatzstücke durchgehen. Die warmen, zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verzerrten und zum Teil cleanen, aber mit allerhand anderen Effekten versehenen Gitarren bewegen sich kaum von der Stelle. Nur Sängerin Rebekka Markstein zieht sie hinter oder schiebt sie vor sich her, immer in Richtung Popsong. Manchmal ist das ganz einfach. Der Morricone-Gedächtnis-Blues „Falling Down The Stairs“ schleppt sich zwar unendlich langsam und verzerrt ins Ziel, bleibt aber dank seiner warmen Harmonien direkt im Ohr. In „Jezebel Jive“ hilft das Schlagzeug nach und tritt dem Rest der Band ein bisschen in die Hacken. Songs wie das knapp gehaltene Stillleben „You Bring The Sadness“ oder „Slumber Street“ würden aber ohne den sowohl unmittelbaren als auch einlullenden Gesang Marksteins allzu sehr auf der Stelle treten. Doch gerade das macht die Faszination von „Reveries“ aus: Maribel balancieren ständig auf dem Grat zwischen Popformat und freier Kunst, ohne jemals zu stolpern. Im letzten Drittel der Platte hüpfen sie absichtlich herunter und fordern den Hörer auf, auch einen Schritt ins gar nicht so kalte Wasser zu machen. Spätestens kurz vor den zwei abschließenden versöhnlichen Pop-Minuten ist dann klar, dass diese Musik auch unter größtmöglicher Reduktion funktioniert.