Ambitioniert, weil eine so breite musikalische Vielfalt Tür und Tor für Inkonsistenz öffnet und schnell beliebig wird. Mühelos, weil Maffai es trotzdem locker schaffen, den drängenden Indie-Post-Punk des Openers “Wichtig”, den sonnigen, NDWartigen Synthie-Pop der Anti-Liebeserklärung “Down” und tanzbare Indietronics-Nostalgie in “Houdini” mit Gastsängerin Elena Steri so unter einen Hut zu bringen, dass es nicht nur Sinn ergibt, sondern mitreißt. Dass die Band dafür den elektronischen Anteil in ihrem Sound erhöht und sich mal an düsteren New-Wave-Klänge, mal an warmen Synthie-Teppichen ausprobiert, ohne ihre Gitarrenlastigkeit zu opfern, ist nicht die einzige Neuerung und Verbesserung auf “Shiver”: Bassist Daniel Schmitt textet mittlerweile so selbstsicher auf Deutsch, dass er sich weniger hinter vagen Formulierungen verstecken muss und zu klaren Erzählungen neigt, die Frontmann Mike Illig mit seinem zum Gesang geformten Schreien so eindringlich wie gefühlvoll transportiert. Maffai wirken gereift. Sie hinterfragen jugendlichen Hochmut, dekadente Geltungssucht und das eigene Verhalten noch vehementer und deutlicher als zuvor. Das fordert nicht nur zum genauen Zuhören, sondern im passenden Moment auch zum Mitsingen auf.
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Zen
VÖ: 11.10.2019