Das macht man nicht. Man spielt nicht Velvet Undergrounds “Pale Blue Eyes” nach, nicht diese übermächtige Kathedrale von einem Lied. Weil man da nur scheitern kann. Dachten wir. Bis das Debüt von Martin Hederos und Matthias Hellberg ankam, der nachfolgende Vorgänger des letztjährigen Albums “Together In Darkness”. “Pale Blue Eyes” ist der Opener; ein Klavier, eine Stimme – und sonst nichts. Das ist fast mehr, als man verkraften kann. Wenn Martins Finger zärtlich über Tasten stolpern und Matthias gebrochen hauchsingt, liegt alles offen, ist alles so schmerzhaft nah, wie ein Kuss, nach dem du dich seit Jahren sehnst, und der dir dann die Beine wegzieht, weil es ihn wirklich gibt. Auf “Together In Darkness” mogelten sich fünf Eigenkompositionen unter die Coverversionen und fielen nicht ab. Auf ihrem Erstwerk dagegen haben Hederos & Hellberg ausschließlich nachgespielt – Tom Waits, Lee Hazlewood, Bob Dylan, Randy Newman – und die Minimalisierung der Mittel ins Extrem getrieben. Es klingt kein Glockenspiel, kein Bläserecho, keine Saiten; nur Tasten, Stimme und eine blecherne Mundharmonika. Die beiden besten Freunde können deswegen so einzigartig anderer Leute Lieder nachspielen, weil sie sie spüren, sie bis in die letzte Note durchdringen, bis auf die Adern entblättern und dann spielen, was sie fühlen. Vollkommen unprätentiös und mit ergreifender Ehrlichkeit. Eine Operation am offenen Herzen. Neben dem Debüt ist auch die EP “Take Care” erschienen, die vier neue Stücke enthält. Es wird das letzte sein, was wir in den nächsten zwei Jahren von Hederos & Hellberg hören werden, weil nun jeder seinen eigenen Projekten nachgeht. Wir können warten.
weitere Platten
Together In Darkness
VÖ: 11.02.2002