Die Band aus Sunderland im Norden Englands war Teil der Szene, in der Mitte der 00er Jahre Bands wie Field Music oder The Futureheads auftauchten und sehr smart und geschickt Pop und Virtuosität zusammenführten. Letztere Bands gibt es noch immer, die Golden Virgins lösten sich 2006 nach nur einer (dennoch) empfehlenswerten) Platte auf. Nun versucht sich Sänger und Gitarrist Lucas Renney als Singer/Songwriter unter eigenem Namen, doch vom Charme und der scharfkantigen Intelligenz der Golden Virgins ist nichts übrig geblieben.
Strange Glory ist eine Nummernrevue, so spannend wie das Menü beim Dönermann nebenan: die Gitarre gezupft, das Schlagzeug getupft, der Bass kaum zu hören. Die Stimme ist leise und doch ganz nah, die Melodiebögen sind zu jeder Zeit vorsehbar, die Worte sowieso. Alles da: Nächte und Tränen, die See und der Mond, Seelen und Sterne. In einem fort sucht Renney nach Metaphern für die Liebe und ihre Schwierigkeiten, kommt aber bei diesem Thema keinen Deut weiter als die Filmchen, die das ZDF sonntags gegen den Tatort stellt. Wer diese Platte irgendwann in einem netten Café hört, während draußen der erste Schnee fällt, wird sie vielleicht sogar mögen. Doch wer will darauf warten? Das Genre Singer/Songwriter ist sehr dankbar, weil sich mit ein bisschen Gespür fürs Liederschreiben schnell was erreichen lässt: ein paar Fans für die Myspace-Seite, ein paar Gigs fürs Konto. Im Vergleich zu den wirklichen Großtaten dieses Jahres fällt eine so biedere Angelegenheit wie Strange Glory aber bitterböse durch.