Die allgemeine Wahrnehmung der Shoegaze-, Ambient- und Psychrock-Gruppe aus Atlanta dreht sich fast ausschließlich um den unberechenbaren Front- und Showmann Bradford Cox, der von clever platzierten Schockeffekten über einstündige My Sharona-Cover bis zu grandiosen Popsongs alles fertig bringt. Das beste Stück auf Deerhunters 2010er Platte “Halcyon Digest”, das siebenminütige, elegant abschweifende “Desire Lines”, hat aber Pundt geschrieben und gesungen – und auf “Spooky Action At A Distance” zeigt er, dass sein unkompliziertes Songwriting auch eine ganze LP tragen kann. Pundts Lotus Plaza-Debüt war vor drei Jahren das Produkt eines schmuddeligen Schlafzimmers: verwischte Vocals, verschmierte Songränder, viele Loops und wenig Refrains. “Spooky Action At A Distance” tauscht diesen Ansatz gegen den Phil Spector-Schimmer ein, der auch “Halcyon Digest” und insbesondere “Desire Lines” auszeichnet; nichts klingt hier so groß wie Spectors wuchtigste Girl-Group-Produktionen aus den 60ern, aber vieles fühlt sich so an, selbstbewusst und selbstverständlich, aufgebaut immer wieder um kreisförmige Gitarrenmelodien, von denen Pundt genauso viele gute hat, wie er braucht. Hinzu kommen trickreiche Songwritingeinfälle: ungewöhnliche Akkordfolgen, die erst nach Verspielern klingen, aber daraus ihre Einprägsamkeit ziehen, und in Strangers das Gegenteil eines klassischen Postrock-Crescendos. Statt immer weiter zu kreiseln, befreit sich Pundt aus seinem Loop, indem er das Tempo rausnimmt und den Song ausrollen lässt wie ein Auto mit leerem Tank. Kevin Shields winkt dazu wissen von der anderen Flussseite.