LIEBEJUNG
Komm schon
Zweimal waschechter Underground aus dem Hause Tumbleweed. Für alle, die den Glauben daran noch nicht verloren haben.
19 Stücke in rund 50 Minuten – das kennt man doch nur noch aus alten Dischord-Zeiten. Lornaswes scheinen sich erfrischender Weise überhaupt nicht um die kommerzielle Norm zu kümmern, was bei ihrem Longplayer No Clumps No Smudges No Flakes auch hervorragend funktioniert. Schlägt man das Booklet auf, findet man ein unglaublich undurchsichtiges Wirrwar an Informationen, die Aufschluss über die Aufnahmetechnik für die einzelnen Songs geben soll, dabei klingen fast alle Tracks mehr oder weniger mit dem Kassettenrecorder aufgenommen. Aber es passt und es ist eigentlich richtig cool, wenn die bewährte HiFi-Lasertechnik plötzlich wieder wie die alte Möhre klingt, die damals für sämtliche Parties herhalten musste. Lornaswes schreiben dabei auch noch gute Songs, die sich einen feuchten Kehricht darum scheren, ob der Refrain jetzt an dieser oder jener Stelle kommen soll oder nicht. Dabei gelingt ihnen oft eine wirklich coole Atmosphäre, wie Better Off That Way zeigt, was ein bisschen den Charakter der Bug von Dinosaur Jr. aufgreift. Etwa in die gleiche Kerbe schlägt eine weitere Tumbleweed-Errungenschaft: LiebeJung aus Halle. Sie begeben sich mit ihrem Re-Release Komm schon auf den langen und schwierigen Pfad des Anti-Rock. Fragmentarisch im Umgang mit Musik und Texten setzen sie Akzente eigener Erfahrungen von Liebe, Schmerz und was es sonst noch so gibt. Eine nette deutschsprachige Platte für alle, die der alternativen Musik noch nicht abgeschworen haben und gerne über LoFi-Aphorismen schmunzeln und nachdenken.
Lornaswes: 8 Punkte
Liebejung: 7 Punkte