Den großen Erfolg kennen Lockjaw nur vom Hörensagen. Die Solinger können noch immer jedem ihrer Konzertbesucher ein Bier ausgeben und danach den halben Kasten zum Tourbus zurück schleppen. 2006 sollte die Wende bringen und hielt doch nur eine Riesenenttäuschung bereit. Der Deal beim Bochumer Erfolgsgaranten-Label Gun (HIM, Donots, Oomph!, Bullet For My Valentine) platzte kurz vor der Unterschrift. Mit acht Monaten Verspätung erscheint “Lockjaw” nun doch bei der alten Heimat. Die werden sich bedanken: Eingängiger sind Lockjaw geworden, ohne ihre Liebe zum Detail aufzugeben. Aufgekratzter Gesang trampelt auf entfesselten Postcore-Gitarren herum, hinterlässt lauter blaue Flecken und verarztet sie eilends mit einem Pflaster aus Harmonie. Zwischen einigen konventionellen Stücken finden sich Highlights. Das überragende “In My Memories vereint hysterischen Hauruck-Gesang mit verspielten Melodien, “Who Needs Thinking” wirft Drumknüppel zwischen die Beine und macht seinem Titel alle Ehre. Nicht mal die gedrosselten “Waiting For You” und “Times Like These” lassen einen richtig Luft holen. Der Kopf nickt, die Beine zappeln, das Herz pulsiert. Die At The Drive-In-Nachbarschaft haben Lockjaw inzwischen ein Stückweit verlassen und ihre neue Nische neben Billy Talent gefunden. Nicht die schlechtesten Vorbilder. Warum eigentlich sollte es nicht mal eine nationale Band schaffen, an den Erfolg der Global Player anzuknüpfen? Warum nicht mal Lockjaw?