Oder auch: die beste Patti Smith-LP seit “Easter” (nur halt ohne den “Rock’n’Roll Nigger”). Damit
könnte man es sich sehr einfach machen und Lion Fever wahrscheinlich Unrecht tun. Am Ende läuft es
aber genau darauf hinaus: irgendwie musikalisch versierter, wenn auch leicht blass-langweiliger,
Piano-getrangener Seventies-Junkierock mit leicht angestrengtem Kunstgewerbetouch und
überengagiertem Frauengesang. Alle Zutaten komplett. Jennifer Pearl verfügt über eine prägnante,
kraftvolle Stimme, und würde sie nicht darauf bestehen, diese permanent voll auszureizen, wäre sie
mit Sicherheit auch wirkungsvoller: so allerdings wird die weitestgehend stoisch-reduzierte
Instrumentalarbeit plattgesungen und mit pseudo-bedeutungsschwangerem Timbre restlos entwertet.
Irgendwie läuft die ganze Veranstaltung auf preziöse und weitestgehend unerträgliche Späthippiemusik
hinaus, und damit wollten wir eigentlich doch lange abgeschlossen haben. Hiermit lassen sich
vielleicht noch die Junkies ködern, die seit 1976 am Bahnhof Wanne-Eickel auf den letzten Schuss
warten. Oder ihre besten Freunde von früher: “junggebliebene” Lehrer und Sozialarbeiter. Alle
anderen sind derweil vom Unterricht befreit. Und jetzt bitte raus an die frische Luft.