Lincoln präsentieren auf ihrem `eigentlichen` Debütalbum den wärmsten und homogensten Folk seit Erfindung der Langsamkeit.
Glaubt man Beck, so ist die Zeit wieder einmal reif für eine Renaissance von Singer-/Songwriter-Musik. Sollte dem so sein, so hat er in “Mettle” den schärfsten Konkurrenten auf den Thron der wohlklingendsten Platte des Jahres gefunden. Denn was das britische Sextett auf seinem Longplay-Debüt zusammenmusiziert, ist von einer getragenen Schöngeistigkeit und weltumarmenden Harmoniesucht, dass man schier flennen möchte. “The Sound Of Lincoln”, die vor knapp einem Jahr veröffentlichte Zusammenstellung ihrer ersten beiden EPs, deutete schon an, was uns jetzt und hier Gewissheit wird: Lincoln sind schön. Wunderwunderschön. Sehr klassisches, oftmals regelrecht Traditional-verbundenes Songwriting verbindet sich mit einem Arrangement aus Streichern, Akustik-Instrumenten, gestreicheltem Jazz-Schlagzeug, zweistimmigen Gesängen und Delta Blues-Gebläse. Das alles in einer puschelweichen Wintermantel-Produktion, die gedankenverhangene Kaminfeuerabende förmlich auf die heimischen Wohnzimmerwände pinselt. Genau dort, am Kaminfeuer eines eigens angemieteten Schottischen Castles, entstand diese Platte unter puren Livebedingungen. Das hört man in jedem Ton und jeder ausgeklügelten Note ihrer aufwendig geschliffenen Songkristalle – so authentisch klingen nur sehr wenige Platten. Und so findet der geneigte Fan der komponierten Ruhezone auf “Mettle” den optimalen Konsens aus Cowboy Junkies auf britisch, Codeine auf folkig und Leonard Cohen auf jung-dynamisch. Da will man direkt wieder ins Bett und weiter kuscheln.