Dass Nursing Home überhaupt eine Lagerfeuerplatte ist oder sein könnte, scheint zunächst einmal ein wenig abwegig. In Dreams Part II, If I Keep On Loving You und In The Suburbs schrammeln und kloppen sich mit Verve durch das Garagentor. Sänger Wesley Patrick Gonzales singt von den Vorzügen des Lebens in der Vorstadt, von prügelnden Pokémons und Sex mit Queen Victoria. Die Naivität der Texte spiegelt sich in den simplen Songstrukturen wider. Drei Minuten brauchen Lets Wrestle nur ganz selten, um ihre Geschichte zu erzählen. Gitarren aufdrehen und los gehts! Rock muss nicht einfach sein, aber er kann es und wird trotzdem funktionieren. Ab und zu werfen Lets Wrestle mal ein kurzes J-Mascis-Gedächtnis-Solo ein, mehr Fisimatenten braucht es nicht in der ersten Viertelstunde. Die Spannung liegt in der Kreativität, die Lets Wrestle mit diesen minimalen Mitteln entwickeln. Viele Songs würden eben auch am Lagerfeuer funktionieren. Aufgenommen von Steve Albini und elektrisch verstärkt klingt das Ganze natürlich krachiger. Aber die Struktur bleibt dieselbe. Kein Netz, kein doppelter Boden schützt die Melodie. Es gibt kein Stolpern, kein Der Song braucht ein bisschen, bis er wirkt. Auf Nursing Home
muss alles unmittelbar sitzen. Und trotzdem gewinnen Lets Wrestle jedem Song noch eine eigene Färbung ab. Vom vorsichtigen Folksong For My Mother über die basslastige Slacker-Hymne Im So Lazy und den Kaputtrocker Theres A Rockstar In My Room zurück zur Lagerfeuer-Gitarre von Getting Rest, die das Album dorthin zurückführt, wo es nicht begann.
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Let's Wrestle
VÖ: 14.03.2014