Kochkraft durch KMA
Hardcore never dies das
Text: Nadine Schmidt | Erschienen in: VISIONS Nr. 385

Wirklich ernstzunehmende Konkurrenz haben Kochkraft durch KMA mit ihrem abwechselnd schmetternden oder flirrenden Elektropunk aktuell auch nicht zu befürchten. Dass die Band ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis nicht nur lautstark mit erhobener Faust propagiert, sondern tatsächlich und selbstverständlich lebt, ist selbst in der Szene noch revolutionär.
Kochkraft durch KMA bieten eine bemerkenswert große musikalische Bandbreite. Die dadurch entstehende Fallhöhe nehmen sie liebend gerne in Kauf. Mit der dominant schunkelnden Synthiefläche zu “Tag des Pferdes” kratzen sie hart am Malle-Niveau und provozieren einen von Laserblitzen zerfetzten Pit. Lana trägt stimmlich jede Facette der Band, gibt sich mal lieblich (“Reich”), mal rebellisch (“Ehrlich bin”) und scheut im prolligen Fomo-Banger (“Freefalltower”) auch den direkten Vergleich mit Hans Peter Geerdes nicht.
Aber Kochkraft durch KMA haben Köpfchen, genau deshalb scheitert das Experiment nicht. Trotz des vorgeschobenen Präfixes Dada ist jede Songzeile überlegt und jeder Gag eingepreist, um die Absurdität der Realität vorzuführen und zu verdeutlichen. Zwar geht bei “Hardcore never dies das” im dritten Viertel das Stresslevel arg hoch, am Ende kann die Platte aber durch das sture Beharren auf absolute Unabhängigkeit punkten.
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