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    Kimono
    Arctic Death Ship

    VÖ: 10.02.2006 | Label: Pinnacle International/Rough Trade
    Text:
    6 / 12

    Post aus Reykjavik, der Keimzelle unangepasster Pop-Rebellen. Klar, dass einfaches „Kraut“ diesen Noise-Verdächtigen als Zutat für ihren Avantgardepop nicht reicht.

    Dabei haben die Kimonos ja durchaus ein Faible für Fortschrittsrock aus Germany. Can, NEU! und Cluster stehen da ganz oben im Bekennerschreiben – ideell wohl etwas mehr als tatsächlich hörbar. Zu allem Überfluss verordnen sich die vier Schubladenverweigerer derzeit einen kreativen Tapetenwechsel in Berlin. „Arctic Death Ship“ hinkt da zeitlich insofern hinterher, als die Labeleigner von Bad Taste (Ehemalige der Sugarcubes übrigens) das Album ganze drei Jahre nach Erscheinen nun auch in Deutschland nachreichen. Post-strukturelle, bisweilen minimalistische Gitarrenmusik – das trifft das arktische Todesschiff wohl genau vor den Bug und weist auch kunstästhetisch in die Richtung, in der Kimono verstanden werden möchten. Und verstanden werden, das wollen die Studenten der Malerei unbedingt. So dichtet man über die Spätfolgen von Magersucht, amerikanische Hegemonialmacht und geschlechterspezifische Alltagsverstimmungen. Eine audiotextuelle Bildungseinheit also, vor dem man besser in Deckung gehen sollte? Nein. Denn musikalisch sind Kimono durchaus greifbar. Synästhetische Klangkunst Marke Sonic Youth, verschrobener Mini-Pop wie aus dem seltsamen Spiegelkabinett des John Frusciante, in den vokal-lastigen Momenten gar ein wenig 16 Horsepower – da formt sich etwas diesseits der Konsumierbarkeit, das sich eigentlich der Formlosigkeit verschrieben hatte. Mittels Akkorden gute, bisweilen versöhnliche Geschichten wie in „Sober“ zu erzählen – das ist und bleibt die Genstruktur des Pop, der sich auch Kimono nicht so ganz entziehen können und wollen. Zum Glück.