Kid Rock
Cocky

Große Worte. Es kommt eben drauf an, mit welcher Erwartungshaltung man an solch ein Album heran geht. Kid Rock ist ‘music for the masses’. Punkt. Unter dieser Prämisse betrachtet gelingt ihm das gut. Kid Rock macht den Soundtrack, den viele Amerikaner nachvollziehen können, gewissermaßen die Beschallung fürs BBQ. Verschachelte US-Volksmusik, kreiert für die mentale Nordkurve. Kid Rock will unterhalten. Und das kann er. Er nimmt sich selbst nicht ernst. Sollte man auch nicht tun. Denn sicherlich ist diese Art von Humor („I got more money than Matchbox Twenty, I get more ass than Mark McGrath“) nicht jedermanns Sache. Aber zum Schmunzeln reicht es. Und darauf kommt es an. Die leisen Töne dieses Albums (vor allem „Picture“, das Duett mit Sheryl Crow) könnten auch von Bob Seger stammen, klar. Klassisch geklaut. Aber darin ist Kid Rock Meister. Wenn dicke Hose, dann richtig. Das Clan-Oberhaupt aus Detroit ist der Alptraum eines jeden politisch korrekt denkenden Musikliebhabers. Und genau deshalb hat er seine Berechtigung. „Keep on Kid Rockin’ in the free world…“ – kann man so dreist sein? Ja, man kann.

9

Nein, nein und nochmals nein. Warum einen Müllhaufen wie „Cocky“ groß schön reden? War inhaltlich ohnehin bloß patriotisches Machogeprolle zu erwarten, so gleicht das gesamte Album musikalisch einem unaufgeräumten, marktschreierischen Gemischtwaren-Discount: Metal, Rap, Boogie, Country – von allem nur das Plakativste, ohne Liebe und Herz zusammen geklaut. In der Schule hätten sie früher nach der ‘Transferleistung’ gefragt. Der dummdreiste Titeltrack etwa entpuppt sich als nicht für fünf Cents groovender Crossover-Rohrkrepierer vom Altbackendsten. Und nur weil im – zugegeben – recht coolen „You Never Met A Motherf**cker Quite Like Me“ das Slide-Solo aus Skynyrds „Freebird“ verhunzt wird oder hier und dort eine Akustikklampfe offene Dur-Akkorde schrammelt, besitzt solch Plastik-Schmonz noch lange kein echtes Southern-Feel. Wie raunt einem der Pimp im Booklet entgegen? „If it’s marketed right, you’ll buy it; but…if it’s real, you’ll feel it.“ Eben! Soll er lieber nochmal bei besser bestückten Großmaul-Kollegen wie Everlast über den Gartenzaun schielen. Arschloch sein langt nicht. Ende der Durchsage.

Patrick Großmann 3