Julia Hummer & Too Many Boys
Downtown Cocoluccia
Text: Carsten Schumacher
Es ist doch so: Schauspieler, die plötzlich Musik machen, wollen einfach nur noch mehr Aufmerksamkeit (Katja Riemann), während Musiker, die plötzlich ins Filmfach wechseln, als drollig und erfrischend empfunden werden (Thees Uhlmann demnächst in “Keine Lieder über Liebe”). So läuft das nun mal. Julia Hummer hat uns alle in den Petzold-Filmen “Gespenster”, “Stadt als Beute” und “Die innere Sicherheit” überzeugt, die Goldene Kamera und den Deutschen Filmpreis abgestaubt – was will sie denn noch? “Promi-Rock” steht demnach auch in der Ankündigung einer Kölner Stadtzeitschrift zu ihrem Auftritt im winzigkleinen Stereo Wonderland. Ganz nach dem Motto: Die soll auf ihrem roten Teppich bleiben und schön weiter mit den anderen Promis auf der Toilette schnupfen gehen, statt hier einen auf Underdog zu machen. Aufmerksamen Beobachtern war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon aufgefallen, dass die verhuschte Deutsche mit dem trotzigen Blick ihre erste Single “Boxy, Where Are The Spangles” zunächst auf einem englischen Indie veröffentlicht hatte, bevor ein deutsches Indie-Label sie unter Vertrag nahm. Den Briten waren ihre Filme auch egal. Sie waren einfach überrascht von dieser 25-jährigen Dylan-Apologetin mit ihrer scheinbar angeborenen Fähigkeit, “pure timeless acoustic indie pop” zu schreiben, merkwürdig “unfashionable but delightful” (BBC). Dabei helfen ein guter Musikgeschmack und ein paar alte Männer in der Band. Christopher Uhe zum Beispiel, früher bei Sharon Stoned, heute u.a. bei Schneider TM. Aber all ihre Bemühungen wären umsonst, wäre da nicht im Vordergrund diese unglaublich charismatische Stimme der selbstbewusst naiven Musikerin Hummer mit unglaublichen Supersongs wie “Our Empire Is” oder “As Simple As Can Be”. Übrigens, sie ist nebenher auch Schauspielerin.