Er hatte selten Sympathien auf seiner Seite. Und wenn doch, dann nur wegen dieser alten Geschichte, als er der Grande Dame des Eurovision Song Contest, Ralph Siegel, sein Gesäß zeigte. Ansonsten steckte Joachim Deutschlands Debüt “Musik wegen Frauen” noch voller offen zur Schau getragenem Stumpfsinn. Dass der Mann überhaupt was auf der Pfanne hat, merkte zwischen halbgarem Polit-Diss und Egomanie kaum einer. Neues Spiel, neues Glück? Vielleicht. Die Lenny-Kravitz-für-Arme-Frisur ist ab, die alten Zöpfe und die platten Witze mit den langen Bärten aber nur zum Teil. “Gesichter” rührt mit “Halt’s Maul”-Refrain immer noch in alten Schlammgruben, “Frl. Schmidt” ist mehr öde als Ode, auf die “neue Nationalhymne für alle frustrierten Frauen da draußen” namens “Kopf hoch” hat keiner gewartet. Und Langweiler-Punk wie “Bettler und Prinz” wäre bei den Ärzten sogar als B-Seite durchgefallen. Dafür stellen “Ich und andere” und “Alte Zeiten” die Vertrauensfrage, schmeißt “Ein wenig Anarchie” Knallfrösche auf die Polster aller Sesselpupser und stellt “Das Schaf” ein Zwerchfell zerreißendes Gleichnis auf. Von Streichern untermalt mit weinerlichem Stimmchen zu singen “Das Schaf, das Schaf, es frisst, es schläft, es scheißt” – darauf muss man mal kommen. Genau wie man eine schlichte Popballade wie “Es tut weh” so trefflich auf den Punkt erst hinkriegen muss. Wer sagt’s denn: Die ersten wirklich guten Argumente für eine Deutschland-Quote im Radio.