Jason Darling hatte angeblich die erste Gitarre schon mit sieben im Arm. Er kommt aus einem kleinen Kaff im Staate New York, kann die Bob Dylan-Biografie, die er einige Jahre obsessiv mit sich herumschleppte, sicherlich auswendig vortragen, hat am renommierten New Yorker Berklee College Of Music studiert und großen Schmerz erfahren, als sich seine Eltern trennten. Da war er zwar schon 22, fand sich jedoch plötzlich Dead-End-mäßig in seinem kleinen Kaff wieder, um seiner Mutter beizustehen. Er traf kauzige Nachbarn mit abstrusen Lebenseinstellungen und verdiente sich seine Brötchen mit Coversongs von Hendrix bis Zappa in Arbeiter-Bars. So weit, so austauschbar. Talente, die an ihrem Schmerz wachsen, sind nicht selten, und ihre Platten lassen sich stets mit den gleichen Attributen belegen. Nick Drake und Elliott Smith kommen einem in den Sinn, und trotzdem ist das alles meist ziemlich öde. Nicht so bei Jason Darling: Er schlägt musikalisch einen wesentlich vielseitigeren Weg ein, mischt unter zerbrechliche Popsongs auch Rock-Riffs und Beckschen Sprechgesang mit Elektroloops, Funk und Samples, trägt den Zynismus wie ein Kleinod vor sich her und schreckt dennoch nicht vor warm-melancholischen Momenten zurück. Dies alles präsentiert er mit Perfektion und hundertprozentiger Glaubhaftigkeit. Und das ist mal ganz schön besonders.