Der Trick ist simpel, aber genial: Erst wird alles kaputtgeschlagen, dann lässt man sich fürs Neuaufbauen feiern. Das erste Album von Iceage war 2011 eine wütende Übung in Nihilismus mit Sänger Elias Bender Rønnenfelt als Galionsfigur, ein reinigendes Endzeit-Gewitter. Danach wurden die Songs länger, die Texte merkwürdiger und die musikalischen Ideen blümeranter – auf die gute Art. Auf “Seek Shelter” ist das Quintett jetzt bei einem Gospelchor angelangt, Gärtner, die früher einmal Böcke waren. Die Platte entstand in einem heruntergerockten Studio in Lissabon unter der Leitung des dort residierenden Spacemen 3-Veteranen Sonic Boom, der die Band offenbar dazu aufforderte, die Grenze zwischen Ernst und Inszenierung noch etwas weiter zu verwischen. Das muss man einem Typen wie Rønnenfelt nicht zweimal sagen, der sich in der Rolle des düsterromantischen Peter Pan seit jeher pudelwohl fühlt. “Life is but a flicker, then you die”, singt er wollüstig auf “Drink Rain”, anderswo beklagt er sich halbherzig darüber, dass “jede Stadt mit Kokain geflutet” ist. Viel Hedonismus und ein bisschen Verletzlichkeit ergeben eben eine gute Mischung, wenn man seine Musik nicht schon wieder mit verbrannter Erde verglichen haben möchte. Selbst wenn das so wie in “Gold City” nicht mehr radikal, sondern eher wie die New Radicals klingt.
weitere Platten
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VÖ: 23.09.2022
Beyondless
VÖ: 04.05.2018
Plowing Into The Field Of Love
VÖ: 03.10.2014
You're Nothing
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