Für die Aufnahmen zu ihrem zweiten Album haben Hjaltalín ein ausgewachsenes Orchester in einem Lagerhaus versammelt. Nicht weiter verwunderlich, das siebenköpfige Kollektiv war schließlich schon vorher nicht eben bekannt dafür, kleine Brötchen zu backen, sondern vielmehr für den ehrgeizigen Vorsatz, die Klarinette und das Fagott in der Rockmusik salonfähig zu machen.
Nun gehen die glorreichen Sieben noch einen Schritt weiter: Terminal ist ein Sommernachtstraum, in dem alles glitzert und glänzt – mit weniger als Larger than Life geben sich Hjaltalín nicht mehr zufrieden. Ihr eklektischer, revueartiger Folkpop fürchtet sich vor Pathos und Pomp genauso wenig wie vor Ausflügen in Disco- und Soul-Gefilde. Dramatische Streicher und Bläser-Fanfaren erschallen auf Terminal so oft wie im Hardcore die Moshparts, während sich Högni Egilsson und Sigga Thorlacius exaltiert schmachtend die Bälle zuspielen; er wie ein heiserer Guy Garvey, sie als stimmgewaltige Wuchtbrumme von der Musicalbühne.
Man muss schon mit Kitsch und großen Gesten umgehen können, um diese Platte wertzuschätzen, doch auch für diesbezüglich tolerante Menschen birgt der Hang zum theatralischen Spektakel Fallstricke: Phasenweise schießt das Schauspiel vollends über die Schmerzgrenzen des Erträglichen hinaus und wirkt dann vielmehr übertrieben als überwältigend. Wer das aushält, wird allerdings mit einer ganzen Reihe von Momenten belohnt, deren eigentümliche Faszination für so manchen Fehlgriff entschädigt.