Wer ein Last.fm-Profil hat und hin und wieder Songs von den Flaming Lips, Yeasayer oder Deerhunter, äh, scrobblet, der kann um eine automatisch generierte Here-We-Go-Magic-Empfehlung des Systems quasi nicht herumkommen – es scheint ja geradewegs so, als hätte Luke Temple seine Band in Reagenzgläsern und Brutkästen herangezüchtet, um mit ihr das goldigste Indiepop-Album des Jahrhunderts aufzunehmen. Homebase (Brooklyn) und Label (Secretly Canadian) können da schon mal nicht schaden, aber eigentlich tut man Here We Go Magic Unrecht, wenn man sie als Nachzügler bezeichnet und eher fleißig als originell findet. Vorlagen und Vorbereiter gibt es überall für ihre sanft gebetteten, aber meistens mehrstöckig konstruierten Songs mit Hang zur Edelschnulze – nur sollen diese Vorbereiter erst mal ein Lied wie Collector schreiben, das mit seinem Sprachenwirrwarr den Turmbau zu Babel sabotiert, ohne ein Mal die Muskeln anspannen zu müssen. Mit vergleichbarer Leichtigkeit kriegt so was nur Wayne Coyne hin, und der hat halt auch den Vorteil, von vornherein völlig verrückt zu sein. Der schön hühnerbrüstig singende Temple und seine Jungen müssen abseits ihres Hits schon noch ab und zu nachjustieren. Ihnen fliegt nicht jede Melodie zu und auch nicht jede gebratene Taube direkt in den Mund, wie unser innerer Lokalzeitungsreporter mit kleinem Alkoholproblem gerne angemerkt haben möchte. Ein Lernprozess, vermutlich, den sich Temple auch noch draufschaffen wird. Weil, wie gesagt: Ihm fehlt nicht der Fleiß.
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A Different Ship
VÖ: 04.05.2012