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    Hansen Band
    Keine Lieder Über Liebe

    VÖ: 21.10.2005 | Label: Grand Hotel Van Cleef/Universal

    Die Frage ist doch: Würde diese Rezension auch dann an dieser Stelle stehen, wenn Hansen Band kein singender Schauspieler vorstehen würde? Oder vielleicht doch ein paar Seiten weiter vorne, unter „Schönheiten“?

    Jürgen Vogels Stimme kommt an ihre Grenzen auf „Keine Lieder über Liebe“, das ist klar, war es von Anfang an. Aber erstens ist sie weit davon entfernt, den Songs nicht gerecht zu werden (im Gegenteil gibt sie ihnen oft eine charmante, schroffe Note), und zweitens sollte man schon überlegen, mit welchem Maß man hier misst. Ob man überhaupt misst oder vielmehr nicht freikommt vom Befangensein. Es sind ja ohnehin undankbare Etiketten, die Hansen Band mit sich herumtragen – „Deutschlands Supergroup“, „GHvC-Allstars“ –, weil sie eine Unoriginalität nahelegen, die zu beweisen „Keine Lieder über Liebe“ schuldig bleibt; eine Abhängigkeit von Kettcar und Tomte, deren Liedschreiber, ja doch, hier mitmachen. Zählt als Argument, dass Wiebusch und Uhlmann weit mehr beigetragen haben als Stücke, die ihnen in ihren „Hauptbands“ nicht mal zu B-Seiten taugen würden? Dass der beste Song der Platte, „Baby Melancholie“, trotzdem nicht von ihnen kommt, sondern von Max Martin Schröder (den man langsam auch nicht mehr den Hund Marie nennen muss)? Am Ende murrt ja doch wer: „Der Vogel kann nicht singen, was soll ich machen?“ Nichts, wir machen ja schon: schweigen und genießen.

    Dennis Plauk – 9

    Na schön, so richtig übel ist das alles nicht. Man mag sich daran ergötzen, dass Jürgen Vogel ja „gar nicht mal schlecht“ singt für einen, der dies per definitionem nicht tut. Daran, dass die Musik tönt wie die zweier Bands, auf die sich Indierock-Deutschland derzeit einigen kann – weil eben deren Köpfe Urheber des Ganzen sind. Aber mal im Ernst: Reicht das? Wer kann sich schon, Hand aufs Herz, aufrichtig über eine am Reißbrett gezogene Kombination aus Kettcar bzw. Tomte light freuen? Noch dazu mit hier und dort erschütternd unsattelfestem Frontmann (vor allem langsamere Nummern werfen Vogel tonal aus der Bahn)? Können die beiden Auskopplungen „Baby Melancholie“ und das befreit sich aufschwingende „Junge Hunde“, auch das verzaubert-schwerelose „Strand“ durchaus punkten, bereiten in jeder Hinsicht mediokre Rocker wie „Sinkflug“ oder „Kamera“ schon eher Magengrummeln. Überhaupt wünscht man sich langsam, diese tresenvernarrten Szene-Gutmenschen aus Hamburg kleideten ihre emotional aufgeladenen, an sich aber banalen Sachverhalte auch in entsprechend schlichte Worte, statt tagein, tagaus mit dem schon bedenklich verschrammten Ambitionshammer oder „Kindlers Melancholie-Fibel“ draufzuhauen. Eine Platte, die keiner wirklich braucht. Erst recht nicht ohne den alles rechtfertigenden Film. Viel Rauch um wenig Schall. Oder, um mit Herrn Vogel zu sprechen: „Es gibt Langweiligeres / Und hey.“

    Patrick Großmann – 6