Schon drollig, wie kontinuierlich manche Platten an Boden verlieren. Am Anfang kommen einem ja noch Größen wie Lou Reed (insbesondere “Halfway” ist fast ein Rip-Off von “Romeo & Juliet”) in den Sinn. Das wäre zwar recht altbacken, aber immerhin. Nach der ganz netten Akustik-Ballade “Hail” jedoch verabschiedet sich der kahlköpfige New Yorker, den findige US-Schreiber einst als “homocidal Otto Preminger” titulierten, zielstrebig gen Avantgarde-Pop-Orkus. Was beim angerotzten Opener “Don’t Kill” zumindest noch einen gewissen Schrammel-Charme besaß, wird fürderhin von gestelzt wirkenden Kunstpop-Querschlägern wie dem mit uninspirierten Beats und DiFranco-Backings vollgestopften “95 South” eines Besseren belehrt. Keine Frage: Da will sich wer bewusst von der Norm absondern, sich zum Kauz läutern lassen. Musikalische Kategorien sind Hamell On Trial dabei in der Tat genauso piepe wie die korrekte Tonhöhe seines eher dem Erzähl-Duktus zuneigenden Organs oder interessante kompositorische Wendungen. Der unvorbereitete Hörer jedenfalls bezahlt über weite Strecken einen hohen Zoll: Da katzenjammert es im plakativ den eigenen Autounfall verarbeitenden “Downs”, rumpelt es ungroovy in “Everything And Nothing”. “Dear Pete” dagegen ist durchaus ulkig getextet. Nur leider kein Song. Nach 16 Versuchsanordnungen und pseudo-toughen Außenseiter-Geschichten fragt man sich schon ein wenig, wer das eigentlich kaufen soll. Ich imaginiere automatisch ältliche Soziologie-Langzeitstudenten und deren Freundinnen, die beim Yogi-Tee intellektuelle Diskurse über gegenseitige Zuneigung führen – und währenddessen das Füßeln anfangen. Birkenstock love.