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    Geist
    Für Alle Zeit

    VÖ: 30.03.2007 | Label: Danse Macabre/Alive
    Text:
    8 / 12

    Das Leckere an echtem Pathos auf Bratgitarren: Er ist nicht dauerhaft überzeugend zu heucheln. Tool haben es vorgemacht, Geist aus Köln übersetzen ins Deutsche.

    Der Düsseldorfer Rosenmontag des Jahres 1854 ist kein lustiger für den Erzromantiker Robert Schumann. Seines Lebens müde stürzt er sich in die Fluten des Rheins, doch selbst der Suizid misslingt dem tragischen Opfer seines eigenen Geistes. 150 Jahre später und 40 Kilometer flussaufwärts widmet eine Kölner Band der Urmasse des menschlichen Denkens und Fühlens gleich ihren ganzen Namen – und wider Erwarten geht das gut. Von der Schwermut des ollen Schumann ist der Kölner Geist so weit gar nicht entfernt, zumal er konsequent deutsch singt. Wer im Folgenden bleiche Goth-Gespenster wittert, liegt falsch. Geist sind Kölsch statt Rotwein, Muskelshirt statt Mönchskutte und haben nicht die Dark Wave, sondern das Jahrzehnt des Alternative Rock eingeatmet. Das rotzen sie mit durchweg massivem Rockwerk und mindestens einem Hit („Wer, wenn nicht ich“) wieder heraus. Sicherlich zitieren sie das instrumentale Timbre von Tool und Pearl Jam, wenn sie ihre dunklen, von emotionaler Tiefe gezeichneten Texte auf schwerstem Bassfundament ausbreiten. Aus der musikalischen DNA wird hier niemand einen Hehl machen können. Überhaupt leben Geist von einer mutigen Kombination bekannter Elemente, an die sich bislang niemand so recht heranwagen wollte. Sicherlich kann man Sänger Fares Rahmun den Heppner, Witt und Lindemann unterstellen – mit seine gedichthaften Texten liefert er die Indizien selbst. Doch mit grandiosen Vedder-Melodien, Tankianschem Vibrato und dem Mut zur Sprachanarchie holt man all das Gute des Rock an den Rhein, für das es sich weiterzuleben lohnt.

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