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    Gavial
    Zorn (als Tourette Boys)

    VÖ: 10.05.2019 | Label: Noisolution/Soulfood
    Text:
    9 / 12
    Gavial - Zorn (als Tourette Boys)

    Blues-Rock, erst im Schneckentempo gebatikt, dann in der Wüste ausgesetzt: Drei psychedelische Wanderprediger halluzinieren sich zum Wasserloch.

    „Zorn“ ist erst das zweite richtige Album der 2012 gegründeten Tourette Boys, zuvor probierte sich die Band aus Dresden und Berlin in diversen anderen Formaten aus. Eine Split auf dem Samavayo-Label Setalight heißt „Folter & Strafe“, eine spätere Koop-Platte nennt sich einfach „Kill“. Meist befindet sich darauf friedliebendere Musik, als die Titel glauben lassen, und auch „Zorn“ reiht sich ein: benebeltes Gedengel auf Gitarre, Bass und Schlagzeug, wenn die Verzerrung zunimmt, tritt man ins Delirium ein. Vordergründig unzeitgemäß also, in Wahrheit aber befreit von Dimensionen wie Zeit und unabhängig von Zuschreibungen. Zorn, das verrät der schleppende Blues von „Evil“, versteckt sich hier im Hintergrund wie die Darstellung gesellschaftlicher Konstrukte im Coverfoto. Frontmann und Gitarrist Benjamin Butter singt, als sei der kiffende Cousin des Leibhaftigen in ihn gefahren. Im einzigen schnelleren Stück „Heister“ kann sein Mund kaum Schritt halten mit seinem Anschlag und dem des Zweitgitarristen Paul-Willy Stojan. Die Lösung: Von einer imaginären Kanzel in Zungen reden und dabei amerikanischer klingen als die Black Crowes und Gov’t Mule zusammen. Einen so unaufhaltsam rollenden Psych-Stoner-Roadtrip wie „Weekend Escape“ hat man jedenfalls lange nicht gehört, bei „Fuzz“ und „Psychedelic Summoning“ ist dann auch Schluss mit irreführenden Benennungen, als mystisch-versöhnliches Abschluss-Epos bläst „Wandern“ über die Oase. Sieben Stücke, sieben Lektionen im innovativen Umgang mit Blues. Die Picturebooks sollten sich Notizen machen.

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    VÖ: 19.05.2023