Dabei hätte er allen Grund, verbissen an sein erstes Soloalbum heranzugehen: Red, die zweite und bisher letzte Platte seiner Guillemots, erntete von Leuten, die bis heute auf die tränenziehenden Songs des Vorgängers Through The Windowpane schwören, fast ausschließlich Spott und Hohn. Zu wenig Persönlichkeit, zu viel Effekthascherei, und unterm Strich auch zu schwaches Songwriting.
Bei der hingelegten Formkurve also kein Wunder, dass Fly Yellow Moon nun eben kein Guillemots-Album geworden ist. Stattdessen zeigt der Frontmann, dass er nicht derjenige war, der den Karren vor die Wand gefahren hat. Schließlich hat der alte Fuchs genug Charisma und Selbstbewusstsein, um zu wissen, dass man ihm das schon nach dem crazy Eröffnungsschrei im Opener When You Walk In The Room abkaufen wird.
Durch die ganze Platte weht ein angenehm frischer Wind, der auch bitter nötig war, um den Mief vergangener Taten zu verjagen. Sei es nun das strahlende Faster Than The Setting Sun oder das mit dem Zaunpfahl winkende So Brand New: Hier kommt kein Zweifel auf, dass Fyfe Dangerfield dieser Soloausflug richtig gut tut. Bei so viel Befreiung schreiben sich auch die nachdenklicheren Songs wieder viel einfacher. Da werden zwischendurch gerne dem Drumcomputer und den sich überschlagenden Streicher-Samples die Stecker gezogen und stattdessen die Akustikgitarre rausgekramt, als wollte da jemand ganz beiläufig seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen.
Wenn diese Platte eine Entschuldigung sein soll: na gut, angenommen.