Dieses setzt zwar da an, wo “Day And Age” (2021) in weißem Rauschen verschwand, ist jedoch vom Ansatz her eine Maximierung, wo frühere Alben eine Reduktion waren. “Nachdem wir auf dem letzten Album so gut wie gar keine Solos haben wollten, habe ich dieses Mal wieder ein wenig diesen Muskel angespannt”, sagt Godfrey bedrohlich über den Schreibprozess.
Der Prog nach Lesart von John Mitchell (Arena, It Bites, Lonely Robot), Craig Blundell (Steve Hackett, Steven Wilson) und Nathan King (Level 42) ist zwar durchzogen von musikalischer Virtuosität und athletischen Instrumentalleistungen. Die Briten wissen aber im Vergleich zu ihren Zeitgenossen von IQ bis Flower Kings, wo die Grenze zwischen Cleverness und Größenwahn verläuft.
“Life In The Wires” erzählt in vier Suiten – pro LP-Seite eine – die Geschichte einer dystopischen, von KI regierten Zukunft und der Suche eines Outsiders nach dem Ursprung der Übertragung des Piratensenders “Lifewire”. Das ist zugegebenermaßen keine besonders originelle Idee. Die kontinuierliche neuronale Reizung durch den von überlebensgroßen Keyboards, sogenannten amtlichen Metal-Gitarren und Frontal-Schlagzeug bestimmten Prog, seinen Longtracks und hymnischen Refrains hat hingegen nie so perfekt geklungen wie auf “Life In The Wires”.
Das steckt drin: Genesis, Haken, Steven Wilson
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