For A Minor Reflection
Höldum Í Att Ad Óreidu
Text: Patrick Agis-Garcin
Daheim gelten For A Minor Reflection schon als legitime Thronfolger der Sigur-Rós-Dynastie, zumal beide Bands nicht nur eine seelische Verwandtschaft verbindet: Gitarrist Kjartan ist der jüngere Brüder von Sigur-Rós-Bassist Georg Hólm. Dass die Mentoren ihren Lehrlingen das Potenzial dafür bescheinigen, eines Tages selbst den Genre-Halbgöttern Mogwai den Rang abzulaufen, macht die Sache für die blutjunge Bande nicht unbedingt leichter – denn solchen Weihen wird Höldum Ì Àtt Að Òreiðu nicht gerecht.
Der instrumentale Postrock von For A Minor Reflection beweist zwar ein Faible für die ausschmückende Dramatik von Streichern und Klavieren, gibt sich im Vergleich zur überirdisch-mystischen Gangart manch anderer Polarfüchse aber recht bodenständig. Es wird also geschwelgt, geträumt und bisweilen geschnarcht, aber durchaus auch mal gestürmt und getobt. Gut so, denn am besten funktionieren For A Minor Reflection, wenn der gebotene Intensitätsgrad Rückschlüsse darauf zulässt, dass hier tatsächlich junge Hüpfer am Werke sind, nicht alte Hasen. Doch frische, unverbrauchte Stücke wie der robuste Energieschub Átta oder Dansi Dans mit seinen tänzelnden Klavierläufen sind in der Unterzahl.
Zu oft plätschert Höldum Ì Àtt Að Òreiðu routiniert und berechenbar vor sich hin; zum Kontrollverlust und dem Bruch mit Genre-Konventionen fehlt der Band offenbar noch der Mut. Die Herren Mogwai dürften dieser Blasphemie jedenfalls nachsichtig mit einem milden Lächeln begegnen.