So lange solche unterirdisch schlechte Platten erscheinen, muss man sich nicht wirklich Sorgen um die Finanzlage der deutschen Plattenindustrie machen.
Flatz ist Künstler. Ein berühmter sogar: War auf der Documenta. Hat die bekannte Fressen, Ficken, Fernsehen-Postkarte gestaltet. Wurde mit Dartpfeilen beworfen. Hat Performances gemacht, als dieser Begriff noch gar nicht kanonisiert war (Info). Jetzt hat Flatz ein Problem: Er will Pop sein und viele Menschen erreichen, nicht nur die übliche Handvoll Prosecco schlürfender Vernissage-Hopper und Kunstakademiker. Flatz hat gute biographische Voraussetzungen: Tattoos, Psychiatrie-Aufenthalt, schwere Kindheit als Hirtenbub im Vorarlberg. Fast wie Jonathan Davis. Sowas gefällt Plattenfirmen. Deshalb darf er sich jetzt mit Korn und Sevendust das Label teilen. Flatz rezitiert im Austro-Idiom lustige Texte, mal ND(ada)W-like (Ich bin ich. Und wer bist du? Ich steh hier. Und wo stehst du?), mal poetisch (Wenn die Nacht den Tag sich greift, wenn das Dunkel mich erreicht, wenn die Zweifel mich zerreißen, dann bist du bei mir). Die aber eigentlich bestimmt nicht so, sondern anklagend, sozialkritisch und die aseptische Tiefkühlgesellschaft reflektierend gemeint sind. Die Stimme ist nämlich eine Skulptur, heißt es. Soso. Dazu hat ihm Karl Bartos (Kraftwerk) einen Elektro-Synthie-Teppich gebastelt, der mal nach Underworld, oft aber nach 1985 klingt. Ich muss hier dauernd an den großen Bruder aus Mazedonien denken, mit dem sich Flatz nicht nur 80% seiner Buchstaben teilt: Durch irgendwas berühmt geworden, flugs das System gewechselt, her mit dem Popstar! Ob die Basis nun in gewissen Kreisen anerkanntes Künstlertum oder Shakespeare-Ignoranz ist, macht keinen Unterschied: Love & Violence ist genauso Mist wie Ich vermiss dich wie die Hölle. Wenn nicht noch schlimmer.