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    Everyone Everywhere
    Everyone Everywhere (2012)

    VÖ: 14.08.2012 | Label: Big Scary Monsters/Import
    Text: Daniel Matuschke
    Everyone Everywhere - Everyone Everywhere (2012)

    Gebügelte Hemden, zwischenmenschliche Beziehungen und die Wucht eines Vorschlaghammers mit Watte-Überzug. Diese Band aus Philadelphia bringt sich mit ihrem zweiten Album ins Gespräch als netteste Emos der Stadt. Die Wirtschaftsfibel Forbes Magazine ist begeistert.

    Und das liegt nicht an „$1,000,000,000“, einem Tagtraum vom nicht ganz so bürgerlichen Leben mit Frau, Kindern und neun Nullen auf dem Konto, mit dem Everyone Everywhere die amerikanische Lüge vom großen Glück erst hochhalten und später doch auf dem Dachboden verstauen – sondern an der weiter gedachten Idee von Radiohead. Die hatten es vor fünf Jahren ihren Fans überlassen, wie viel jeder für die MP3s von „In Rainbows“ zahlen wollte. Everyone Everywhere haben dieses Prinzip für die ersten 100 LPs von „Everyone Everywhere“ übernommen. Mit Erfolg: Binnen 24 Minuten waren alle Platten verkauft, der Tag im Bandkalender als Beatles-Moment verewigt und Forbes aufmerksam geworden auf die vier Musiker aus Philadelphia. Optisch passen sie da mit ihren Büro-Hemden, Strickjacken und den gekämmten Scheiteln gut
    rein, man könnte allerdings kaum weiter daneben liegen, würde man hinter ihren Songs einen geschäftlichen Hauptgedanken vermuten. Die Aufnahmen zum zweiten Album von Everyone Everywhere haben ein Jahr gedauert, und die Band hat währenddessen angeblich viel geweint. Dementsprechend behutsam startet sie mit „I Feel Exhausted“, das sich wie die Indierock-Zeitraffer-Version eines Godspeed-Songs aufbaut und in einer sanften Explosion mündet. Das Schlagzeug klopft, der Bass rollt, aber er überrollt niemanden. Alles ist genau da, wo es hingehört. Everyone Everywhere behandeln jedes Instrument so, als wäre es das wichtigste und erzeugen dadurch die Art von energischem Midwest-Emo jenseits von klobigen Gitarren, die man seit Frame & Canvas und American Football nur noch selten gehört hat. „I want to smash things“, singt Brendan McHugh mit hochgelegten Füßen – Aggression kann kaum gelassener sein als hier. Everyone Everywhere klingt, als würde die Band mit im Zimmer stehen und einem die Songs direkt ins Ohr spielen. Es ist ein Album über die Beziehung der Menschen zueinander und zur Natur und über die Melodien, die von den Wänden abprallen und später im Kopf umher schwirren. Am Ende weiß man, wie viele Gitarren sich in „Turn & Go & Turn“ übereinander stapeln, bis sie vom Feedback-Getöse verschlungen werden, wieso der Seelenklempner-Song „Fervor & Indifference In The Bicameral Brain“ von abgekauten Fingernägeln zu einem beruhigenden Banjo-Outro gelangt und dass Liebeskummer wohl noch nie so schön von Trompeten begleitet wurde wie in „Queen Mary II“.

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