Every Kind Of Light
Text: Armin Linder | Erschienen in: VISIONS Nr. 133
Die Älteren unter uns werden sich erinnern: Mit “Failure”, “Dear 23” und insbesondere “Frosting On The Beater” hauten die Posies Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger ein Album ums andere voller britisch angehauchter, schwelgerischer Melodien raus. Ruhm und Ehre bekamen trotzdem eher die anderen ab. Zunächst standen die Posies im Schatten ähnlich gepolter Acts wie Matthew Sweet, den Replacements oder Teenage Fanclub. Später wurden sie in ihrer Heimatstadt Seattle hinterrücks vom Grunge überrollt. Seit 1998 gingen die beiden Posies-Masterminds weitgehend getrennte Wege. Ken Stringfellow arbeitete mit R.E.M. und solo, Jon Auer schraubte gemeinsam mit Ben Folds am Alterswerk von Trekkie William Shatner. Zur Zeit bereiten beide mit den legendären Big Star ein Comeback-Album vor, das noch dieses Jahr erscheinen soll. Vorher versuchen sie es aber auch noch einmal miteinander als The Posies. Den Status der ewigen Underdogs werden sie auch mit “Every Kind Of Light” nicht abschütteln können. Schließlich sind die Arrangements zwar klassisch, doch die Songs an sich zu bescheiden, um dem Retro-Bedürfnis Folge zu leisten. Wen das nicht stört, der darf sich mit “Every Kind Of Light” auf einen Ausflug in eine Zeit einlassen, in der “College-Rock” noch nicht als Schimpfwort durchging. “It's Great To Be Here Again!” ist ein sympathisches Statement ohne allzu große Ambition, “Anything & Everything” steht ganz im Zeichen der Harmonien, “Last Crawl” wird vom eigenen Herzklopfen überholt und nur “Second Time Around” plötzlich vom Schmackes überkommen. Die Posies sind zwar älter geworden, aber kein bisschen spektakulärer. Gerade das macht sie 2005 fast schon wieder außergewöhnlich.