Ethan Gold
Earth City 1: The Longing
Text: Jonas Silbermann-Schön
Im Gegensatz zum intimen Vorgänger nahm Gold “Earth City 1: The Longing” nicht allein im Schlafzimmer, sondern mit kreativer Verstärkung gleich in mehreren Studios auf. Die daraus resultierende Bandbreite bildet den Nährboden für Golds ausschweifende Indiepop-Arrangements. Diese thronen gerne auf satten Piano-Melodien, gerne stimmungsvoll ausgebaut mit einer Akustik-Gitarre, die sich angenehm in den Vordergrund spielt, sowie an Brian Eno angelehnten Ambient-Sounds. Kernelement des Albums ist zwar die Metapher von der Stadt als Mikrokosmos, aber Gold erzählt daneben auch persönliche Geschichten, die so offen gestaltet sind, dass sich jeder darin wiederfinden kann: “Pretty Girls” handelt von schädlichen Schönheitsidealen, das sehnsüchtige “Bright & Lonely City” von der Entfremdung in der Großstadt, und “Alexandria & Me erzählt” eine moderne Geistergeschichte. Mit “In New York” setzt Gold nicht nur der Stadt aller Städte ein Denkmal, er findet mit Leonard-Cohen-Bariton und 50er Flair auch einen cineastischen Abschluss für das Album. Der kohärente Flow, der die vielfältigen Stimmungen zusammenführt, wirkt selten aufgesetzt – nur in “Firefly” schwingt Robbie Williams deplatziert die Hüften zum Xylophon.