Earthtone9
Arc'tan'gent

Wer sich an Earthtone9s sehr gute zweite Platte „Off Kilter Enhancement“ erinnert und deshalb Krach zwischen Hardcore, Metal und Neurosis erwartet, der sollte hier sein blaues Wunder erleben. „Arc’tan’gent“ ist für eine dritte Platte ungeheuer erwachsen und trotzdem in keiner Sekunde von der alten Durchschlagskraft entfernt. Das, was der Band hier ein neues Universum eröffnet, ist eindeutig die veränderte Ausrichtung des Gesangs. Weg vom durchgehenden Gebrüll, hin zum gesunden Mittelweg zwischen alter Brutalität und einer in dieser Form nie erwarteten Melodiösität. Das, was Songs wie „Tat Twan Asi“, „Evil Crawling I“ und das fast poppige „Alpha Hi“ (fantastische Gitarrenarbeit übrigens) ausmacht, ist, dass sich im Refrain der Horizont öffnet und die Sonne in ganzer Pracht erstrahlt. Was für ein Sänger! Einerseits Phil Anselmo einen alten Mann sein lassen, andererseits fast schon Layne Staley Konkurrenz machen. Ein Übriges erledigt dann die Produktion, die klingt, wie man es sich nur wünschen kann: klar, strukturiert, dynamisch, kraftvoll, facettenreich. Und eindringlich fett. Sollte mich doch sehr wundern, wenn sich da nicht sehr schnell große, neue Liebhaberscharen melden. Es wäre zu wünschen.