Der Gedanke der Tabula Rasa als rettende Notbremse wider Stagnation und Ennui ist bekannt. Nachdem mehreren Indie-Veröffentlichungen kaum Beachtung vergönnt war, entschließt sich Earlimart-Kopf Espinoza im Sommer 2001 desillusioniert zum Zapfenstreich, was kurz darauf prompt einen Strom frischer Ideen freisetzt. Also gründet er die Band abermals, komplettiert nunmehr durch Ariana Murray an Bass und Tasten sowie Schlagwerker Davey Latter. Das sonische Chaos der ersten Reinkarnation ist auf “Everybody Down Here” infolgedessen einem gekonnt austarierten, in ungeahnter Pracht erblühenden Wechselspiel aus Vorstadt-Melancholie, Indie-Rotz und latent kaputtem Klang-Experiment gewichen. “Our hands are sad, our bones are tired as hell, but Ronnie’s got some stories to tell”, singt Espinoza im quirligen Zweiminüter “We Drink On The Job” – und das tut er mit Bravour: Gleich der Einstieg “We’re So Happy (We Left The Piano In The Truck)” verzückt mit Streichern, Elektro-Rauschen und unterschwelligem Gitarren-Gebrutzel über stolperndem Beat. Das Klavier wird dann aber rechtzeitig zum sphärisch-getragenen Wehmutstropfen “The Movies” doch noch ausgeladen. Dass nicht nur diese Nummer, sondern auch “Lazy Feet 23” oder das verwunschene “Dreaming Of…” an die nerdigere Seite einer gewissen Kapelle aus Modesto erinnern, ist dabei kein Zufall, standen Espinoza doch sowohl deren Kopf Jason Lytle als auch Gitarrero Jim Fairchild produktionstechnisch zur Seite. Alle, denen die aktuelle Grandaddy-Platte tendenziell zu zahnlos erscheint, dürfen hier also bedenkenlos zugreifen. Der Rest der Indie-Welt erhält zumindest die Chance auf eine neue Geheim-Lieblingsband. Verschrobener Pop der Sonderklasse!