Doug Paisley
Constant Companion
Text: Benjamin Adler
Empirisch beweisen lässt es sich nicht, aber wenn man die Musik von Doug Paisley hört, möchte man schwören, dass es zwei Arten von Songwritern gibt: Die einen haben sich ihre Tricks und Kniffe über Jahre durch Beobachtung ihrer Vorbilder und gutes Gehör angeeignet, die anderen – und davon gibt es deutlich weniger – kommen schon mit einer Melodie auf den Lippen zur Welt und brabbeln bereits nach wenigen Tagen ihre ersten Texte über verlorene Liebe vor sich hin.
Hank Williams und Townes van Zandt gehörten sicherlich in diese Kategorie, Will Oldham tut es auch heute noch. So gesehen ist es keine Schande für Paisley, wenn man sein zweites Album Constant Companion in die Tradition dieser großen Namen stellt. Auch seine behutsam instrumentierten Lieder über echte Freundschaft und Abschiedsschmerz haben etwas zutiefst Ursprüngliches an sich, das man nicht erlernen, sondern nur erfühlen kann. Und selbst wenn man den bösen Zungen glauben will, die sagen, dass Prince Billy seine besten Songs bereits geschrieben habe, werden Paisleys größte Momente, etwa der zweistimmige Abgesang Dont Make Me Wait oder das schlüssige End Of The Day, zu ernsthaften Anwärtern auf die Krone.
Im abschließenden Come Here My Love werden zwischen Mondlicht-Piano und scheuer Melodieführung sogar Erinnerungen an Nick Drake wach – auch so ein Natural Born Songwriter, mit dem man Paisley vielleicht irgendwann einmal in einem Atemzug nennen wird. Wer hier von Majestätsbeleidigung spricht, hat die stille Magie dieser rührenden kleinen Songs noch nicht erlebt.