Nein, ich bin nicht frisch verliebt. Ich bin nicht Vater geworden, habe keine Affinität zu Kitsch als solchem und “Vom Winde verweht” finde ich auch scheiße. Trotzdem scheint außer mir niemand “Rotator” als das Rock-Juwel des Monats erkannt zu haben. Was dieses dänische Trio nämlich an Endorphinen mobil macht, muß ein Wochende voll Sonne erstmal schaffen. Schon der Opener “Thorn In My Pride” fällt mit der Tür ins Haus: DML`s Waltari-hafte Melodienseligkeit könnte King`s X stellenweise das Wasser reichen, wenn die Produktion den Maßstäben der Breitwand-Rocker genügen würde. Gerade Freunde gemäßigterer Sounds wie Instant Karma, 24-7-Spyz oder Mental Hippie Blood werden den notorisch positiven Sound genießen können, ohne durch die zersetztende Kraft der Oberflächlichkeit ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Ihren wirklich dämlichen Bandnamen mag man DML angesichts von Ohrwürmern wie “Rotator” oder “11:07 pm” verzeihen – denn eines beweisen sie damit bestimmt: Tränen lügen nicht – und ein Lächeln erst recht nicht.
Martin Iordanidis 11
Dizzy Mizz Lizzy sind ein dänisches Phänomen. Schon mit ihrer ersten Platte vor zwei Jahren schaufelten sie Doppel-, Drei- und Vierfachplatin in ihrem Heimatland und durften beim vergangenen Roskilde-Festival gar als Opener auf die große Bühne. So recht zu begreifen war das nie. Im Hauruck-Verfahren schaukelt sich das jugendliche Trio durch 30 Jahre Musikgeschichte – ordentlich, aber belanglos. Auch “Rotator” hat eine Haltbarkeit von höchstens zwei Monaten. Kein Stück ist schlecht, kein Stück besonders gut – anders als beispielsweise ihre großen dänischen Kollegen von D.A.D. schaffen D.M.L. nicht ein einziges Gefühl, das länger dauert als die maximal 279 Spielsekunden des Stücks. Was eigentlich schade ist: Sänger Tim Christensen hat eine bemerkens- und wiedererkennenswerte Stimme, das Handwerk ist ordentlich, die Produktion ausgezeichnet. Es fehlt der Rock`n`Roll.
Alexander Neubacher 5