Syd Barrett, Beatles und Marshmellow Overcoat heißen die Zutaten für diesen Retro-Spacecake, der offenbar erst nach der zweiten Dosis seine Wirkung entfaltet.
Beim ersten Hördurchlauf hatte ich mir geschworen, dieses unausgegorene Psycho-Gediedel nie wieder meine Hörmuscheln beschmutzen zu lassen. Schräg, ohne wirklich berauschend zu sein, beatlesk ohne jedes Pop-Appeal und überhaupt – launig, unschön und ein Ärgernis in den bunten Welten der Psychedelia – das war mein Urteil. Doch dann fand sich Braid Of Knees durch einen Zufall nochmal in meinem CD-Spieler wieder und wie durch einen im lauen Wind säuselnden Schleier sah ich plötzlich wunderbare Songs zwischen Syd Barrett und George Harrison. Tatsächlich – die Beatles standen Pate und Songs wie Ugly Side bestechen vor allem durch Variationen von Evergreens wie Hello Goodbye und Im The Walrus. Fast bin ich geneigt, zu behaupten, wenn die Beatles zu White Album- Zeiten etwas weniger in sich rein gehört hätten und stattdessen wirklichen Hooks etwas mehr Raum gegeben hätten, bräuchte heute niemand die Dipsomaniacs. Aber damit täte ich ihnen wohl Unrecht. Denn zum einen bin ich nie ein Beatles-Fan gewesen und zum anderen haben die Jungs aus Trondheim, Norwegen schon genug von mir auf den Deckel bekommen. Braid Of Knees ist also eine Platte, die sich zu bestimmten Zeiten ganz wunderbar hören lässt, aber zur falschen Zeit am falschen Ort bösen Abrieb an Nervensträngen provozieren kann.
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VÖ: 01.01.1900