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    Diario
    Tempo

    VÖ: 21.05.2003 | Label: Exile On Mainstream/EFA
    Text: Wolfgang Kienast
    8 / 12

    „Tempo“ ist eine Platte für alle, die begierig alles von Tortoise aufsaugen. Auch wenn Tortoise weder draufsteht noch drinsteckt.

    Wer heute noch eine solche Platte rausbringt, muss Überzeugungstäter sein. Denn das Gebiet um Chicago ist, zumindest musikalisch gesehen, frustrierend unwegsam. Hinter jedem Berg, jeder Biegung, jedem Busch lauern Soundgebilde à la Tortoise und flüstern dem Wandersmann ein „Wir sind schon lange da“ ins Ohr. Die Erfinder des Postrocks hatten die Qualitätsmesslatte schon früh so hoch gelegt, dass sie später selbst kaum mehr ranreichten. Und zu allem Überfluss ist die Blütezeit des Genres längst passé, eine Gattung im Siechtum. Diario beatmen einen halbtoten Patienten, auch wenn der es unter Umständen gar nicht mehr merkt. Doch bei diesem Job haben andere Bands schon kläglicher ausgesehen. Sieben vertrackte Instrumentals warten auf experimentierfreudige Hörer, erschließen sich nur langsam – aber sie tun es. Mit einigen Reminiszenzen an Slint, Don Caballero und vor allem Calexico versehen, gelingt es dem Quartett aus Leipzig sogar manchmal, sich vom Sound der alten Schildkröte freizuschwimmen. Angenehm fällt dabei der wohl dosierte Einsatz von Trompete und elektronischem Equipment in den ebenso luftigen wie tragfähigen Gitarre-Schlagzeug-Bass-Strukturen auf. Und scheint auch alles eher für den Kopf gemacht als für Bauch und Beine, merkt man Diario trotzdem eine gewisse Lust am Rocken und Rollen an.