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    Deutsche Laichen
    Deutsche Laichen

    VÖ: 19.07.2019 | Label: Zeitstrafe
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    Deutsche Laichen - Deutsche Laichen

    Deutsche Laichen versohlen auf ihrem Debüt cis-Mackern und anderen Ungutmenschen mit ihrem feministischen und queeren Deutschpunk den Hintern.

    Wie das mit den „Mackern“ zu verstehen ist, erklärten die Göttinger Newcomer_innen neulich in einem Facebook-Post zu rücksichtslosem Moshen: „Mackerhass heißt […] nicht Männerhass“, die Band habe nur selbst oft genug erlebt, wie toxische Männlichkeit anderen den Raum für ein cooles Konzert oder überhaupt zum freien Leben geraubt habe. Und auch der selbsternannte „Pöbel-Punk“ ihres Debütalbums widmet sich ausführlich der Ermächtigung von Frauen und LGBTQ-Personen – die werbefernsehblau blutende Apfelsinen-Vulva vom Cover weist den Weg: Deutsche Laichen wollen raus aus den Zwängen, Lügen und Klischees, die Gesellschaft und Kapitalismus ihnen aufdrücken. „Rise!“ lautet schon das erste Wort des entspannt zwischen Deutsch und Englisch wechselnden Albums, mit „Emanzenlesbenschlampe“ formuliert die Band ihre Anti-Homophobie-Hymne, „Du bist so schön, wenn du hasst“ spuckt gallig auf das Rollenbild vom lieben Mädchen, und der Schlachtruf „My body, my life, my cunt, my business!“ aus dem gleichnamigen Song ist ihre Version der Zeile „My body, my choice“ aus „Touch Me Again“ von den Petrol Girls. Die und vor allem Frontfrau Ren Aldridge haben Deutsche Laichen offenbar ohnehin inspiriert, ansonsten baut die Band Brücken zwischen Szene-Generationen: Ihre rotzige Attitüde, die schnodderig-direkten Texte und der rumpelige Grundton kommen mit dem Bieratem der Asselpunk-90er, die smarte Gesellschaftskritik an den Machtverhältnissen und der Sinn für anschmiegsame Melodien im Krach lassen eher an moderne Bands wie War On Women denken. Oder dank des Helge Schneider-Filmzitats „Rauchen“ an die gleichnamigen Hardcore-Punks und Zeitstrafe-Labelkolleg_innen aus Hamburg, deren Frontfrau ihren Zorn auf die Mehrheitsgesellschaft nur etwas brutaler herausschreit. Im Laufe des Albums kriegen auch „Bullen“ und Mansplainer ihr Fett weg, erstaunlich bleibt durchweg, wie souverän die Band die Balance zwischen zornigem Punk-Gerappel und Melodieseligkeit hält: „Warm Bodies“ feiert die freie Liebe mit Blastbeat, Black-Metal-Blutlunge und schleppend hochgezwirbeltem Gesang, „Elektrizität“ täuscht süße Kopfstimme an und kippt dann in eine mitreißende Punkrock-Schussfahrt. Und wenn Deutsche Laichen im Signature-Song „Menschen = Scheiße“ in ihrer Wut auf den hässlichen Deutschen die Abschiedszeile „Deutschland ist scheiße“ hochwürgen, nicken irgendwo Slime („Deutschland muss sterben“), Die Mimmis („Du bist Deutschland“) und Egotronic („Deutschland, Arschloch, fick dich“) anerkennend.

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