Das halbakustische Klangpanorama mit seiner gewissen Anne-Clarke-Düsternis geht in Ordnung, es atmet die Produzenten-Routine von Sänger Philipp Taraz und hält sich souverän im Hintergrund. Taraz Gesang aber – sofern man seine halb gesprochenen Traktate über die vergehende Gesellschaft so nennen will – ist ein äußerst zweifelhaftes Vergnügen: Keine Anklage/ Keine Zukunft/ Alles sinnfrei/ Alles gottlos/ Keine Narben/ Keine Reue/ Alles betonhart/ Alles verwahrlost/ Keine Spiele/ Kein Freitod, formuliert er in “Verfluchte Meeresbucht” – Grufti-Teenies, die Nietzsche lesen, mag das als dringliche Poesie durchgehen, gefestigtere Menschen dürften befremdet bis beschämt reagieren. Zu einer Ästhetik und Dramatik findet “Der Tisch ist gedeckt” kurzzeitig zwar immer wieder, etwa im ausufernden Lounge-Trip “Tief”.
Die bemühten und seltsam emotionslos vorgetragenen Texte zerschießen aber zuverlässig jede aufkeimende Atmosphäre. Wohl auch, weil Taraz seine binsenweise Weltuntergangslyrik in einer Art überzeichnetem Dirk-von-Lowtzow-Gesang bis an die Grenze des Erträglichen ausstellt. Das soll vermutlich avantgardistisch wirken und die Tocotronic-Jünger mitnehmen, verkommt aber zum nervigen Manierismus. Und wenn “Nullzeit” mit seinem Refrain – Es wird erst wieder hell/ Wenn es wirklich dunkel ist – geistigen Grabraub am Rio-Reiser-Klassiker “Wenn die Nacht am Tiefsten ” begeht, hofft man inständig, es hier nicht mit den Vorboten einer neuen Hamburger Schule zu tun zu haben.