Denn diese Platte kombiniert die Stereotypen des deutschen wie des amerikanischen Indierocks in Reinkultur. Stereotyp deutsch: singe stoisch und ein wenig nölend, leicht jammerig und keinesfalls perfekt. Stereotyp amerikanisch: lass die Gitarren perlen wie Grashalmspitzen im Wind, über die herzzerreißende Melodien ziehen. Ersteres diente früher einmal der Betonung von Glaubhaftigkeit, letzteres war schon immer die musikalische Erlaubnis für geschulte junge Indie-Männer, hemmungslos in Schwermut und Pop zu schwelgen. Heute kommt beides als Formel daher, bei manchen Songs dieser Platte so stark, dass vor allem musikalisch ein dauerhaftes Déjà-vu-Erlebnis einsetzt, bei dem klassische Indie-Helden wie Buffalo Tom oder Lemonheads ebenso am geistigen Ohr vorbeiziehen wie die Weakerthans, Pale oder all die als Emos verkleideten Gitarrenpopper Marke Get Up Kids, Jimmy Eat World oder Four Square. Die Sache ist nur: Auch wer die Formel kennt, kann sich der Wirkung nicht entziehen. Zu schön, zu warmherzig, zu gut sind diese Lieder, als dass man sich wehren könnte. Mit dem Einsatz sachter Posaunen und/oder gepflegt ausschweifender Elegie wie in “Du kennst die Stelle” oder “Und noch weiter” schwimmen sie sich dann ein wenig frei: transatlantisch in die Ferne, dorthin, wo am Horizont Savoy Grand die Akkorde verklingen lassen. Eine potenzielle Richtung.