Es gibt sicher viele Hörer, die den wahnwitzigen Wurf aus dem vergangenen Jahr noch nicht ganz verdaut haben. Mit “Pet Obituaries” hatten Dirk und KD, ein Holländer und ein Israeli, in Berlin zusammengekommen, sich den Weg freigeräumt, jetzt legen sie bereits nach. War das Debüt noch als hyperaktive Akkordarbeit entstanden, sind Dead Kittens mittlerweile zusammengewachsen, haben stilistische Koordinaten festgezurrt, den Fokus scharfgestellt, ohne dass man ihnen vorwerfen könnte, auch nur eine Schnurrhaarlänge vom Weg abgekommen zu sein. Auch die Songs auf “I Am Not A Ghost” balancieren auf dem schmalen Grat zwischen Genie und galoppierendem Wahnsinn. “I Pretend I Dont Pretend” mutet wie das Titelthema einer 70er-Krimiserie an, mit manischer Hand durch den Post-Punk-Häcksler gejagt. “Quit Quitting” wie von Lemuren in einer Tunnelröhre aufgenommen, “Plastic Bombs” ist ein apokalyptischer Schunkler, “Things I Heard Or Thought At One Point In My Life” klingt, als hätten sich PIL und The Cure im Hinterzimmer getroffen, um B-Seiten von Bauhaus neu einzuspielen. Dieser gefühlte Gruß an einstige Pioniere des Genres bleibt jedoch die Ausnahme. Wo neuzeitliche Revisionisten wie Fontaines D.C. oder Shame unüberhörbar dem Zitat frönen, stellen sich Dead Kittens neben so ziemlich alles aus dieser Richtung. Hauen stattdessen mit dem Hammer drauf und fügen die Scherben noch einmal ganz neu zusammen. Das ist auf lange Sicht kein leichter Job, um dranzubleiben, der Unterhaltungswert ist jedoch unverändert hoch.
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Pet Obituaries
VÖ: 23.02.2018