Wenn man noch nie etwas von Dead Gaze gehört hat, kann man es erst mal mit der Angst bekommen. Denn wenn gleich im ersten Stück die seltsam leiernde, bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Gitarre losbricht, klingt das fast so, als hätte jemand seinen Frühstückssaft in deine Stereoanlage gekippt. Wenn dann der Gesang einsetzt, der wiederum klingt wie direkt durch einen kaputten Gitarrenverstärker aufgenommen, ist man vielleicht schon längst auf dem Weg auf den Dachboden, um die Werkzeugkiste zu holen. All das, was da gerade durch die Boxen auf uns zustolpert, ist aber genau so gedacht. Kein böswilliger Vandalismus und kein technisches Unvermögen stecken dahinter, sondern ein klares künstlerisches Konzept. Cole Furlow, der Kopf von Dead Gaze, versteht Sound und Produktion nicht als Verpackung, eher als zusätzliches Instrument und Stilmittel. Und wenn manche Lieder klingen wie von einem alten Kassettenrekorder abgespielt, dann liegt das daran, dass dieses Debüt in Wirklichkeit ein Best-Of der bisherigen Veröffentlichungen auf Seven-Inches und Kassetten ist. Furlow zieht seinen Songs rauschende Kleider und wallende Schleier an, als ob er ihre Schönheit vor den Blicken der allzu gewöhnlichen Passanten schützen möchte. Doch immer wieder bricht diese Schönheit aus, wie staubiges Sonnenlicht, das durch das vergessene Dachbodenfenster fällt. Eigentlich wollte man da oben nur den Werkzeugkasten holen, stattdessen erspäht man im hintersten Winkel sein altes Bonanza-Rad. Und seinen Walkman. Und einen Frühling mit Dead Gaze.
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Brain Holiday
VÖ: 25.10.2013