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    Dawn Of The Replicants
    Fangs

    VÖ: 02.06.2006 | Label: SL/Indigo
    Text: armin linder
    5 / 12

    Doppelrezension mit Saint Jude’s Infirmary

    Zwei Rudel Schotten zelebrieren ihre eigene Musik abseits von dem, was wir darunter verstehen. Aus dem Erker grüßen Tom Waits oder Lou Reed.

    Vier Alben und kein bisschen bekannt? Dawn Of The Replicants gelang das Versteckspiel bislang mit Bravour. Kein Wunder, taugt doch ihr reizvoller, aber gänzlich unnahbarer Sound nicht für die breite Masse, nicht mal für die unbreite. Mit „Fangs“ kreuzen die fünf Schotten Blues, Jazz und Avantgarde, zitieren im Booklet Captain Beefheart und führen Instrumente wie „Whreeh-whreeh“ und „Trashcan beep-buddy“ auf, für die man die Literatur nicht bemühen muss. Das Poplexikon schon gar nicht. Dort wird man vielleicht eines Tages Saint Jude’s Infirmary finden. Denn die haben einen gewichtigen Vorteil: Für den Gesang sind statt eines notorischen Grantlers zwei himmlische Chanteusen verantwortlich. Die Songs des Debüts sind auch unter ihren vielsagenden Etiketten wie „The Church Of John Coltrane“ tiefgründig und eigen: In Zeitlupe brechen sie den Wohlklang auseinander und flicken ihn zärtlich wieder zusammen. Spätestens, wenn sich mit Grant Campbell der Dritte im Bunde das Mikro krallt und zum verzerrten Sprechgesang ansetzt, klingen Saint Jude’s Infirmary, als habe man Lou Reed nebst Nico zum Psychiater und anschließend zum Folkpop-Grundkurs geschickt. „Every generation gets the Velvet Underground it deserves“, heißt es in „Vvvampyre!“. Ach? Allzu verkommen kann unsereins ja dann nicht sein.