Daniel Martin Moore
In The Cool Of The Day
Text: Daniel Gerhardt
Der Songwriter aus Kentucky geht die Dinge noch immer gern altmodisch an – er gibt schließlich noch Radiointerviews –, und wenn dann irgendwo ein Klavier steht, bedeutet das halt, dass sich Moore erst mal dahintersetzt und losspielt. Nun wollte es der Zufall so, dass das Klavier im Studio des Radiosenders WVXU aus Cincinnati/Ohio kein besserer Sperrholz-Haufen ist; es hatte eine gute Karriere im Sinfonie-Orchester seiner Stadt, und es inspirierte Moore dazu, in etwas mehr als 30 Minuten ein 30-Minuten-Album aufzunehmen, das zur einen Hälfte aus alten Gospel-Stücken und Folk-Traditionals und zur anderen aus eilig komponierten Eigenkompositionen besteht. Später kam dann noch ein Drummer dazu, der einigen Stücken einen lustigen Jazz-Drall gibt, und wo noch Platz war, fiedelt auch mal ein halbes Saloon-Orchester dazwischen.
Das Herz und die Seele von “In The Cool Of The Day” sind aber Moores Stimme und seine Finger auf dem Klavier: eine glückliche Verbindung, die in den besten Momenten des Albums die Unmittelbarkeit und Natürlichkeit abbildet, mit der Moore seine Songs in den Schoß gefallen sind. Der Rest ruht in sich, ist bedächtig und vorsichtig und interessiert sich eher für Sonntags-Frühstücke im Bett als, sagen wir mal, die Abgründe menschlicher Seelen oder die problematischen Verhältnisse in amerikanischen Kohleminen, denen sich Moore und sein Freund Ben Sollee noch auf ihrer letztjährigen Platte Dear Companion gewidmet hatten. Damals produzierte Jim James von My Morning Jacket, diesmal hätte er wohl gar nicht gewusst, was er produzieren soll.