Belgien ist und bleibt ganz weit vorne, und zwar nicht nur in Bezug auf bekannt gewordene Skandale pro tausend Einwohner, sondern auch aufgrund der Ausnahmestellung in der aktuellen Gitarrenmusik-Branche. Denn für all jene, die sich fortwährend darüber beklagen, daß sich mittlerweile alles gleich anhört und wir es nur noch mit lauwarmen Aufgüssen von bereits Dagewesenem zu tun haben, sind die kreativen Outputs der Antwerpener Künstlerszene die willkommene, lang vermißte Alternative. Eben das trifft auch auf Daan Stuyven zu, einen Gitarristen und Sänger aus dem Dunstkreis und auf dem Label (Hurra! Endlich hat Heavenhotel einen deutschen Vertrieb!) des Ex-dEUS-Musikers Roudy Trouvé. Nachdem er in der Vergangenheit bereits mit verschiedenen Bands zu Tonträger-Ehren kam (darunter Running Cow, Volt, Supermarx und zuletzt mit den grandiosen Dead Man Ray), stellt er mit Profools nun seine erste Solo-Platte vor. Dabei handelt es sich um Songfragmente, die von Stuyven zwischen 93 und 99 daheim mit den simpelsten Mitteln aufgenommen und nachträglich in einem Studio mittels Drumcomputer, Hammond-Orgel und einigen ergänzenden Instrumenten aufgepeppt und komplett neu abgemischt wurden. Heraus kamen 15 Songs, die stilistisch zwischen verschwitztem Delta-Blues, schrägem Indie, seltsam instrumentierter Spacigkeit und analogem Pop changieren, gelegentlich auch vor House- und DrumnBass-Zitaten nicht Halt machen und in ihrer Klangfärbung eine gewisse Verwandtschaft zur Dead Man Ray-Platte nicht verleugnen können – was nicht zuletzt an Stuyvens eindringlichem, absolut unwiderstehlichem Gesang liegen dürfte. Und trotz der langen Zeitspanne ihrer Entstehung und der Variation in der Grundstimmung weisen alle Songs eine immanente Dichte und Homogenität auf, wie man sie nur ganz selten zu hören bekommt. Denn hier regiert kein kopflastiges und auf Teufel-komm-raus schräges Arrangement, sondern schlichte und gefühlvolle kompositorische Größe. Mann, was bin ich begeistert.
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Bridge Burner
VÖ: 17.05.2004