Alles beginnt mit unterschwellig bedrohlichem Wummern. Einem Wummern, das sich stetig auswächst, um Spektralfarben aus Orgel und Synthie ergänzt, später an einer Gitarre reibt und schließlich orgiastisch selbst im Noise versenkt. Wow! Endlich mal wieder ein Opener, der einen kalt erwischt. Zu erwarten war bei dem Bandnamen vielmehr was? Eben, zwei verklärt klampfende Sanftlinge mit zu viel Cat Stevens im Blut. Zur Not Elektro-Minimalisten aus der Pariser Easy-Listening-Kaderschmiede. Aber nix da. Stattdessen vier Keyboards, zwei Gitarren, kein Bass. Zwei sich gegenseitig umschmeichelnde Stimmen. Melodien, die einem das Herz zerreißen und es danach wieder zusammenkleben. Ein himmelweit gespannter Bogen aus Epik und Innerlichkeit. Komplex in seiner Atmosphärik, doch immer mitreißend. Als hätten Air einen Trip zu viel intus und wären auf einem Ausflug ins Zwielicht vor einer aufgerissenen Verstärkerwand hängen geblieben. Der dynamische Aufbau erinnert dabei an Postrockiges à la Mogwai, die entrückten Soundwelten an Sigur Rós, Bens Gesang an die Zeit, als Simian noch toll waren. Und die eingestreuten Piano-Passagen gleich an diverse belgische Querdenker wie Ghinzu. Aber Cyann & Ben haben mehr Muße. Etwa wenn sie das zeitlupenhaft-majestätische “In Union With…” am Ende in minimalistischste Gitarrentöne zerfließen und mit “Guilty” in einen Song von wahrhaft luzider Schönheit hinübergleiten lassen. Keine Platte, sondern ein Klang gewordener Fiebertraum. Großes Kino.