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    CunninLynguists
    Dirty Acres

    VÖ: 23.11.2007 | Label: Bad Taste
    Text: Oliver Uschmann
    9 / 12

    Eine Perle der Provinz. Diese Crew kommt aus Kentucky und bastelt dort wunderbar warmen, soulig-knackigen HipHop.

    In einer Szene, deren Mainstream eher dazu tendiert, Bill Clinton und seinem Oral Office nachzueifern, ist es durchaus eine Provokation, sich nach der Form der Zungenakrobatik zu benennen, mit welcher der Mann umgekehrt die Frau verwöhnt. Wobei das Wortspiel natürlich primär „schlaue Sprecher“ bedeutet. Als solche verkörpern Deacon, Natti (neues Mitglied auf diesem vierten Album) und Produzent Kno in jedem Takt die „gute Seite“ des HipHop. Die Seite, auf welcher es um den unersättlichen Hunger geht, stundenlang in den Archiven alter Soulplatten herumzukramen, um das perfekte Sample zu finden. Die Seite, die mit Beats, Loops und Reimen so sorgfältig, gewissenhaft und elegant umgeht wie ein Schriftsteller, der sich für einen Roman auch fünf Jahre Zeit lässt, wenn er nun mal fünf Jahre braucht. Die Seite, die das Spiel schon deshalb nicht mitspielen muss, weil ihre Protagonisten aus Kentucky kommen, nicht gerade Hauptstadt der Rap-Etikette und daher druckfreies Arbeitsumfeld. „Dirty Acres“ ist atmosphärisch, warm und detailliert, erinnert an die guten Alten des NY-Rap (früher Nas oder Darc Mind), arbeitet mit Klavier, Flöten und einer gesampelten Vielfalt, die in die gesamte Musikgeschichte ausgreift. Die Skills sind makellos, entspannt, weise, väterlich und auf eine so reife Art cool, wie man sie sich von Gourmet-HipHop wünscht. Nicht hart, nicht spektakulär, aber ohne Abnutzungserscheinungen auch nach Dutzenden von Durchläufen. Entdecken und fördern muss guten Rap auch an dieser Stelle wieder mal mit Bad Taste ein Punk/HC-Label. Entlohnt es ihnen, bitte.