Crystal Glass
I'Melting
Schon der Opener “No End Tonight” klingt mit seiner lässigen Bassline und der Slacker-Gitarre nach einem ähnlich sehnsüchtigen Indie-Sommerhit wie ihn Empire Of The Sun 2010 mit “We Are The People” lieferten. Die Kombination aus Indierock, LoFi und Dreampop, die Marvin Andrä mit seinem Soloprojekt Crystal Glass präsentiert, erinnert zu großen Teilen an den eigenwilligen Indie von Mac DeMarco, die Bassline von “Song For Lonely Dancers” könnte aber genauso gut aus der Feder der Arctic Monkeys stammen und die wabernden Synthies geben jedem der zwölf Songs einen psychedelischen Touch, der an “Zaba” von Glass Animals erinnert. Bei so viel Eskapismus bleibt die tiefere Ebene der Songs beinahe unerforscht: Depressionen, Gedankenspiralen und das Gefühl von Nutzlosigkeit schweben bedrohlich über den sonst so tanzbaren Songs. “High On Roses” etwa scheint sorglos und unbekümmert vor sich hin zu hallen, während der Essener Singer/Songwriter zugleich über das melancholische Gefühl singt, das mit einer verlorenen Freundschaft verbunden ist: “I’m high on roses/ Thinking about you/ Hope you feel so too.” Die Songs auf “I’Melting” wabern durchweg ineinander über, wie es der Titel verspricht: Das sorgt zwar einerseits für ein Gefühl von ultimativer Entspannung beim Hören, andererseits aber dafür, dass das entscheidende Alleinstellungsmerkmal der Songs teilweise auf der Strecke bleibt.
Das steckt drin: Glass Animals, Sunbeam Sound Machine, Tame Impala