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    Crosses (†††)
    Goodnight, God Bless, I Love U, Delete

    VÖ: 13.10.2023 | Label: Warner
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 367
    Schönheit
    Crosses (†††) - Goodnight, God Bless, I Love U, Delete

    Neun Jahre nach ihrem Debüt gelingt Crosses (†††) als erstem Chino-Moreno-Seitenprojekt ein zweites Album. Die Reifezeit hat dem Electropop des Duos gutgetan.

    Vor allem, weil Crosses (†††) alias Chino Moreno und Kompagnon Shaun Lopez ihren Varianten elektronischer Popmusik auch ohne das Ex-Mitglied Chuck Doom üppige 15 Songs einräumen. „Goodnight, God Bless, I Love U, Delete.“ ähnelt darin seinem Vorgänger „Crosses (†††)“ – was sich geändert hat, ist die Zusammensetzung des Klangbilds. Mischten sich 2014 TripHop, die gerade auslaufende Chillwave, Reste von Alternative Rock und 80er-Reminiszenzen in einem organischen Sound, klingen Crosses heute synthetischer, arbeiten stärker mit Club-Versatzstücken, haben an Druck gewonnen, ohne Differenz einzubüßen.

    Im Gegenteil, Lopez‘ detailverliebte, vielseitige Produktionen stehen hier in voller Blüte, verleihen jedem der eher konventionell strukturierten Songs einen eigenen Charakter. Gleich zu Beginn geht es in die Darkwave-Disco: „Pleasure“ huldigt dem Industrial-lastigen Synthiepop, den Depeche Mode Mitte der 80er ins Stadion brachten, kontrastiert Morenos hingetupften Gesang mit intensivem Krach. Der hart geschnittene Gesang in „Invisible Hand“ flirrt im Loop, ein Synthesizer übersteuert, dazu klackert ein Beat an der Schwelle zu Drum’n’Bass – nur Moreno säuselt und schmachtet unbeeindruckt, selbst wenn drumherum der Song kollabiert.

    Gesanglich überzeugt er durchweg, hält die Platte manchmal vielleicht etwas zu routiniert zusammen – es gibt aber auch brillante Momente. Neben den extra sanften Auftritten im herrlich krude modulierten „Found“ und dem angenehm reduzierten Titelsong glänzt Moreno vor allem, wenn andere Stimmen mit ihm in Konkurrenz treten. Wobei: In „Girls Float † Boys Cry“ lässt sich gar nicht ohne Weiteres unterscheiden, wo im Refrain Moreno aufhört und Robert Smith beginnt – dem wunderschön pluckernden, verwaschenen Song mit Phil Collins-Drums und gehauchter Strophe tut das keinen Abbruch. Umso klarer ist der Unterschied zu El-P in „Big Youth“: Bis die Run The Jewels-Hälfte einen standesgemäß souveränen Part beisteuert, hat sich Moreno schon in den Sprechgesang früher Deftones-Alben versetzt, während Lopez im Hintergrund Industrial-Rap mit Synthwave und Sounds aus der HipHop-Klischeekiste konfrontiert.

    Noch wirrer ist nur „Pulseplagg“, das mit dem Klicken einer Kamera eröffnet, dann Dubstep und Y2K-Pop verbindet und so den abenteuerlichen Geist früher Neptunes– oder Timbaland-Produktionen beschwört. Genau darin liegt die Qualität von „Goodnight, God Bless, I Love U, Delete.“, einer Leftfield-Pop-Platte, die sowohl Pop als auch das Abseitige vollkommen ernstnimmt.

    Das steckt drin: Depeche Mode, Health, N.E.R.D.

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