Clogs
Lantern

Zeitgemäße Folk-Klassik-Instrumentalstücke mit flüchtig übergeworfener Rock-Stola. Wer sich beim Kategorien-Clash angsterfüllt in tollkühnen Bildern ausmalt, was da in Albumlänge alles passieren könnte, sollte sich zur Beruhigung in die stabile Seitenlage begeben und danach „Lantern“ eine Chance geben. Clogs betreiben die Entschlackung der Songstruktur noch an dem Punkt, wo sich andere Klangkorsett-Minimalisten zufrieden zurücklehnen. Dem mündigen Hörer soll doch überlassen sein, ob er diese Ruhe als Entspannung oder Bedrohung empfindet. Was hier in repetitiven Strukturen langsam aus den Klangkörpern der Instrumente (darunter alltagsuntypische Exponate wie Melodika, Ukulele, Bassoon) entlassen wird, hätte Kurt Weill als Tonspur für einen Dokumentarfilm über einen Kellerrundgang durch Notre Dame komponieren können. Ein forderndes Hörprojekt, dem man die nötige Ehrerbietung im feinsten Sonntagszwirn erbringen sollte, während man mit Kopfhörern zusammengekauert auf der Couch auf den Punkt wartet, wo Unverständnis in Verliebtheit umschlägt. Auch Atheisten werden von dem Gefühl beschlichen, dass ihnen hier etwas Sakrales wiederfährt.